[Geschichten aus der Vorzeit] Party, Schnittchen und 1000 Sommersprossen

Ich erinnere mich gerne an die Partys von früher. Früher war sowieso alles besser. Und die Partys erst recht.

Ich wusste, dass ich alt geworden war, als zum ersten mal der Satz an mein Ohr drang. „Hallo alle zusammen. Langt zu. Ich habe Schnittchen gemacht.“

Was für eine Scheiße.

Schnittchen gemacht… ich werde den Anblick nie vergessen, wie auf diesem kleinen Tisch damals, der von der Hausherrin unübersehbar neben dem Sofa platziert worden war, in liebevoller Handarbeit, kunstvoll gearbeitete Schnittchen auf einem Teller lagen. Und auf einmal wurde das Bier aus Gläsern getrunken. Aus Gläsern! Und man brachte seine feste Freundin mit… nicht mehr dieses… „Hallo Zusammen, dieses ist übrigens…. war Dein Name Michelle oder Michaela… ich komme gerade durcheinander!?“

Nein… früher waren die Partys besser.

Anstatt sich auf Stühle oder Sessel zu setzen, räumten wir munter alle Sachen aus der Mitte des Zimmers an den Rand. Alle saßen im Kreis. Einige brachten immer eine Pappe Bier mit, dabei handelte es sich um einen Zehnerträger Bier der lokalen Brauerei, deren Flaschen die handliche Größe von Bundeswehrhandgranaten hatten. Eine Person zauberte immer noch eine Flasche Hartsprit aus der Tüte. Bacardi war damals sehr gängig.

Dann kamen mehrere Aschenbecher in die Mitte und dann ging das los…

Die Musik wurde laut gemacht, wir rauchten wie die Schlote, die besten Insider-Geschichten wechselten von einem zu anderen, Andreas drehte sich wie üblich seine Tüte und wollte nichts abgeben. Nefti und Helge erzählten wie sie mit ihren Enduro 80´ern über die Weiten der Landstraße fuhren.

Aber keine Party war komplett ohne sie.

Juliane.

Juliane, im allgemeinen nur als Jule bekannt, wurde zu jeder… und damit meine ich… wirklich zu jeder Feier eingeladen. Ohne Jule… keine Party. Jule war so etwas wie das pupertäre Party-Luder. Wenn wir Jungs uns unterhielten, dann sprachen wir eigentlich immer nur von „Bück-Dich-Julchen“.

„Bück-Dich-Julchen“ war ein hübsches Mädchen. Schlank, hatte lange braune Haare und… war übersäht… von unten bis oben… mit Sommersprossen. Sommersprossen wohin das Auge sah.

Eine der Vorzüge von Julchen war ihre Offenherzigkeit. Und mit zunehmenden Alkoholkonsum nahm diese ungeahnte Ausmaße an. Das schöne an der Sache war, dass man als Kerl nichts dazu tun musste. Julchen griff immer gerne zu. Meistens dauerte es nicht lange und das kleine Julchen war ordentlich betrunken.

Und wenn sie angetrunken war, dann dauerte es nicht lange bis sie so richtig offenherzig wurde. Irgendwann am Abend kam dann immer der Spruch:

„Wer will mal meine Sommersprossen zählen?“

Es war immer jemand bereit diese Arbeit auf sich zu nehmen. Irgendjemand fand sich immer der sich auf dieses Abenteuer einließ.

Und verdammt… Sie werden nicht glauben, wo man… in diesem Fall Frau… überall Sommersprossen haben kann. Wo sich nicht überall diese kleinen Sprenkler verstecken. An Stellen, wo man sie nicht vermutet hätte.

Und weil es so viele waren, verzählte man sich oft und musste man immer wieder von vorne anfangen.

Wenn ich recht darüber nachdenke, kommen diese heutigen Raclette Abende, an die guten alten Zeiten einfach nicht ran.

4 Kommentare

  1. Fr Eva

    Es darf auf anständigen Parties einfach NIE etwas richtiges zu Essen geben.

    Maximal Chips & Co und grundsätzlich immer genug Getränke. Wenig Sitzgelegenheiten, damit die Gäste eher tanzen, anstatt müde im Sofa abzuhängen. Kleine, enge Räumlichkeiten. Nicht umsonst stehen immer alle in der Küche!

    Achja, das waren coole Zeiten, Palette Hansa Pils und 2 -3 2liter Flaschen Lambrusco für die Girls (oder den Erdbeersekt für 1.99 vom Co-op)

    • Herr MiM

      Ach, Frau Eva… ich war Team Hansa Pils… großartig. Ja, das waren richtig gute Zeiten. Und ich vermisse das alles so. Einmal noch so jung und noch einmal so dumm und doof sein.

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