Klassentreffen 2024 – Behind the scene (III)

2.40 Uhr morgens, stark angetrunken. 2 1/2 Atü auf dem Kessel. Stimmung: Melancholisch.

Ich saß auf der Bank, neben dem über die Jahre ergrauten Rotfuchs. Ich war schon betrunken, die Welt fing an sich zu drehen und ich wusste, dass der kommende Tag eine Qual sein würde. In diesen Momenten macht genau das, was das Richtige ist. Man bestellt noch eine Runde. Macht den Kohl nicht fett.

„Und ich dachte wirklich, wir hätten uns nie wiedergesehen“, sagte ich und drehte kurz den Kopf nach rechts. Ich schaute sie an. Dann starte ich wieder nach vorne. „Aber….“, ich holte Luft, „wir haben uns noch einmal gesehen. Das hast Du mir beim letzten Mal erzählt. Wir haben uns noch einmal getroffen.“

Das hatten wir bereits beim Klassentreffen in 2022 durchgekaut. Ich dachte damals, sie nie wieder gesehen zu haben. Sie hatte dem widersprochen. Nein, wir wären uns noch mal begegnet. Sie trägt mir das minimal ein bisschen nach.

„Ja, so war es auch“, bestätigte sie meine Worte. „Und… Du warst total betrunken.“ Danke für den Hinweis. Ich mag den Zustand. Weil ich in dem Zustand weniger anstelle, als wenn ich nüchtern bin.

„Ich bin im Kopf noch einmal zurückgegangen. Wir sind uns noch einmal begegnet. Es stimmt. Ich konnte mich dann wieder erinnern.“ Sie strich mir mit den Hand durch den Nacken, die Haare hoch. Mein Kopf fiel zu Seite an ihre Schulter. „Wir haben uns noch einmal gesehen. Und ja, ich war total betrunken.“

Ich machte eine Pause. In einem anderen Universum wäre das der epische Auftakt zu etwas großartigem gewesen. Aber… ich war in dem diesem Universum. Und dieses Universum sah eine andere Abzweigung für mich vor.

„Du trugst ein rotes Kleid!“, sagte ich.

Es folgte eine weitere Pause. Ich konnte fühlen wie jemand Luft holte.

„ICH TRUG EIN BLAUES KLEID…. UND… ES HATTE EINEN TIEFEN… SEHR TIEFEN AUSSCHNITT !!!.“

Ich kniff die Augen zusammen. Sie klang… minimal… ein wenig… angespannt. Erregt… und das nicht im dem Sinne, wie es einem Mann gefallen hätte. Manche Frauen können Ausrufezeichen sprechen, ohne ein Wort zu sagen.

Ich seufzte. Mein Gott, wenn ich mir jedes Kleid und jedes Paar Brüste merken könnte, dass man mir in meinem Leben unter die Nase gehalten oder ich meine Hände daran hatte, wäre ich bei Wetten Dass aufgetreten und Gewinner der Saalwette geworden.

Aber das sagte ich nicht. Ich dachte es nur.

Um 3 Uhr morgens schloss die Kneipe ihre Pforten. Eine halbe Stunde später als das Theken-Bedienungsmäuschen eigentlich wollte. Was auf ein vorab gezahltes und extra großzügiges Trinkgeld zurückzuführen war.

Die Spreu trennte sich vom Weizen. Große Verabschiedung.

Es zogen weiter: Der Bankdirekter, der Jurist, der Ex-Barbesitzer und der Schmuddelblogger.

2 Kommentare

  1. phoenixausderasche

    Props gehen raus allein schon für den „Schmuddelblogger“.

    Plus maximale Bonuspunkte für den „wenn ich mir jedes paar Brüste merken könnte“. made my day :-).

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