Vatertag – 90´er vs. heute

Ich weiß nicht mehr wann es genau war. Muss irgendwann 1996 oder 1997 gewesen. Vatertag. Wir Jungs zogen mit einem Bollerwagen mit mehreren Kisten kleiner Jägermeisterflaschen und voller Bier von einem Parkplatz los. Unsere Mädels hatten uns ausgesetzt und wir wollten zu Fuß, trinkend, wieder zurück, zu der Wohnung und dem Garten des einen Freundes, uns zurück arbeiten, um den Abend bei noch mehr Alkohol und Grillgut ausklingen zu lassen.

Dieser Vatertag ist mir bis heute im Kopf geblieben. Wir brauchten 3 Stunden für den Weg zurück. Wir waren am Ende total betrunken. Eine Kollege von mir bekam irgendwann am späten Nachmittag den Rappel. Drehte durch. Setze sich in seinen Wagen und fuhr betrunken los. Später am Abend kam vom Gastgeber noch der Bruder und die Mutter vorbei. An dem Abend entstand eines der wenigen Bilder von mir, wo ich im Suff mich an die Mutter des Gastgebers ranmachte und einen Arm um sie legte. Schatz, später Ex-Frau Nummer 1, schoss von diesem Moment ein denkwürdiges Bild.

Es waren großartige Zeiten. Wir feierten vom frühen Vormittag bis spät in den Abend. Ich weiß noch, dass mich Schatz damals irgendwann volltrunken nach Hause brachte. Das waren sie. Die wilden 90´er. Die letzten Ausläufer der Vorzeit beim Übergang in die Zwischenzeit.

Und heute?

Man nimmt im Laufe des Vormittags, die in der Schule gebastelten, Vatertagskarten der Kinder entgegen. Gegen Mittag macht man sich eine Currywurst Pommes und trinkt dazu ein Bier. Dann einen erfrischenden Moscow Mule am Nachmittag, um diesen angenehm schläfrig liegend auf dem Bett zu verbringen. Am frühen Abend, schmeißt man dann den Grill an, betreibt eine Stunde Aufwand um einen Burger zu brutzeln, weil man mehr einfach nicht mehr essen kann.

Am Abend schließen Sie dann die Terassentür, während draußen, außer den nervigen Zwitschervögeln, in Suburbia, der gutsituierten Randlage der Stadt, alles so spießig ist, dass kein Mensch zu hören ist.

Soweit ist man also gekommen. Ich seufzte. Um bei der Fremdenlegion an der Wache vorbei zur Aufnahme zu kommen, muss man am Tor einige Klimmzüge machen. Mit Ü50 bin ich so fit, dass ich das ohne weiteres schaffe. Allerdings nehmen die Bewerber nur bis 39 1/2 Jahre.

9 Kommentare

  1. Nova

    Als Kind habe ich die Sache mit der Fremdenlegion so oft von meinem Vater gehört, aber auch er war irgendwann zu alt dafür… Manchmal hatte ich Angst, dass er es wirklich macht und einfach verschwindet.

    • Herr MiM

      Ja, ich denke manchmal, dass es viele gibt, die so denken. Ich hatte im Familienumfeld mal jemanden, der in der Legion war. So männlich romantisch das klingt, so hart ist die Realität wenn man dabei ist. Ich habe Bilder aus Kampfeinsätzen in Afrika gesehen. Nicht schön. Einfach nicht schön.

  2. anneeulia

    Als mein Onkel verschwand dachte man auch Er wäre zur Legion gegangen.
    Nee, war ER nie der hat sich in Europa mit Jobs uber Wasser gehalten bis man Ihn fand.
    Passte auch so gar nicht zu IHM die Legion.

      • anneeulia

        Ehrlich ich weiß es nicht mehr,
        ich glaub der rief irgendwann bei seiner großen Schwester an.
        Ich vermute dass er bei uns anrief.
        Irgendwie war es immer meine Mutter wo um Hilfe gefragt wurde wenn was war.
        Ich weiß nur irgendwie landete er war in Frankfurt am Main esr da noch be Zeitlang bis Er wieder in den Norden kam.
        Die einzige die ihm das ganze wirklich sehr übel nahm war meine Mutter.
        Die war danach auf ihrem jüngsten Bruder nicht mehr gut zu sprechen.
        Was da so genau und wirklich war hab ich glaub ich mit meinen damals 13 Jahren eh nicht so ganz mitbekommen.
        Meine Eltern haben mich immer versucht aus dem ganzen Trubel um den Tod meiner Großeltern und das verschwinden meines Patenonkels rauszuhalten.
        Ich hatte zu dem Zeitpunkt wohl auch genug Probleme in der Schule.

        • Herr MiM

          Ah, man fand ihn nicht, sondern er sucht wieder Kontakt.

          Aufregende Geschichte. Was ich interessant finde, wie Eltern manchmal versuchen, die Familienprobleme von Kindern zu verstecken und/oder unsichtbar machen wollen. Das habe ich in meiner eigenen Familie so erlebt. Fand ich nicht so toll.

        • anneeulia

          Hm…bei manchen Kindern ware das aber nötig gewesen.
          Wer kein Geld mehr hat meldet sich wohl irgendwann von selber.
          Abhauen in einem Alter über 30 ist wohl keine gute Idee.
          Aber er lebte noch bei den Eltern und als die starben war es wohl in seinen Augen die Lösung.
          Da war such vorher schon der Wurm drin hat nur keiner gewusst oder auch mur geahnt.
          So wirklich lebensfähig war mein so toller Onkel wohl nicht.
          Irgendwann fliegt jede Art von Fassade auf.

  3. Sir0nie

    Afrika ist mir zu heiss und sandig.

    one way Ticket nach New Zealand. Das ist auch meinem Umfeld bekannt.

    Daher habe ich striktes Verbot für Urlaub auf diesem kleinen Pazifik Island.

    • Herr MiM

      Dann würde ich doch lieber irgendwie in Nordafrika verloren gehen. Aber vielleicht liegt das auch an der romantisierten Vorstellung, die ich aus Casablanca mit Bogart habe.

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