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AC/DC auf Schalke

Wenn man Wikipedia befragt, dann kann man in die Veltins Arena auf Schalke, nutzt man den Innenraum mit, 70.000 Leute unter bekommen. Das ist eine Hausnummer, wenn man in Betracht zieht, dass man einer musikalischen Darbietung, einiger älterer gesetzter Männer aus Down Under lauscht.

Oftmals gehen Jugendliche mit ihren Eltern auf ein Konzert, wo die Eltern als Begleitern fungieren. Gestern, bei AC/DC war das anders. Dort kamen die Eltern und hatten ihre Kinder im Schlepptau, um ihnen, meine Vermutung, mal zu zeigen, was sich Mama und Papa so für Musik anhören.

Die Normalverteilungskurve der Besucher war leicht nach U40 verschoben. Was dem Tragen von schwarzen Netzstrümpfen, Kutten mit Aufnähern, roten Haaren, zu engen T-Shirts, mit sich darunter abzeichnenden Brüsten, bei etwas mehr Speck auf dem Rippen, keinen Abbruch tut. Wenn Ihnen klar ist, dass Brian Johnson mit 77 Jahren da eine Show abzieht, kommen Sie sich als Ü50er wie ein jungen Spring-ins-Feld vor. Früher war mehr Bier, mehr Titten und mehr pralle Ärsche in den engen schwarzen Lederminiröcken.

Die Show war ruhiger, als sie es zum Beispiel damals bei der Black Ice Tour war. Und ja, wenn man 77 Jahre alt ist, dann braucht man zwei, drei Songs, bis man die Stimme auf dem Level hat, wie sie zu AC/DC passt. Es wird weniger hin und her gelaufen, die Energie wird für die Musik benötigt.

Wenn wir es reduzieren ist AC/DC an seinem Kern angelangt, der aus Angus Young und Brian Johnson besteht. Phil Rudd ist als Schlagzeuger, aufgrund seiner Kapriolen, ersetzt worden. Stevie Young hat seinen verstorbenen Onkel Malcom Young ersetzt. Und Cliff Williams ist auch nicht mehr mit von der Party. Und dennoch, durch massive Präsens von Brian und Angus ist das erhalten geblieben, was AC/DC ausmacht, in seiner Musik, Form und Art.

Für mich war es ein großartiges Erlebnis die Band noch einmal sehen zu können. Dreimal konnte ich sie sehen. Jetzt würde ich mir wünschen, dass ich sie so in Erinnerung behalten kann. Es ist gut, wie es ist. Mich hat die Band beschäftigt, seit ich morgens mit Heiko und Marko auf dem Weg zu Schule immer noch am Spielplatz angehalten hatte, um dort noch vor der Schule eine Zigarette zu rauchen. Hard´ Heavy war der Bestandteil unserer Jugend. Und während die Schulkameraden sich ihre Tipps von Dr. Sommer aus der Bravo holten, lasen wir Metal Hammer und diskutierten darüber, wie geil das Headliner Cover von Monsters of Rock, damals in Schweinfurt, war, mit Iron Maiden als Platzhirsch. Das Ticket kostete damals irgendwas zwischen 40-50 Deutsche Mark. AC/DC auf Schalke, Nordkurve, 160 EUR.

Wenn ich es schaffe nur halb so viel Energie mit ins Alter zu nehmen, wie Angus Young und Brian Johnson, dann muss man sich nicht um das Altwerden kümmern. Ich bin überzeugt, wenn man etwas hat, für das man brennt, dann wird es einem am Leben erhalten. Man darf nur nie damit aufhören.

Ich kann nur sagen: Danke für eine tolle Show. Für einen grandiosen Abend. Für all das, was mir in meinem Leben an Momenten widerfahren ist, wo ein AC/DC Song dazu lief. Für die handgemachte Musik, die so viele Male lief, wenn ich und meine damaligen Kumpels, bereits betrunken hin und her stolperten. Danke, dass ich die Ära erleben durfte.